Perimetrie-Almanach von Dr. Jörg Weber

Mess-Strategien

Allgemeines

In der Perimetrie bezeichnet man die Methodik, mit der die Wahrnehmungsschwelle gemessen wird, als "Strategie". Es gibt eine große Anzahl von Strategien. Sie werden in 2 Gruppen eingeteilt, die Schwellenstrategien, bei denen die Schwelle gemessen wird, und die überschwelligen Strategien, bei denen mit Reizen über der Normschwelle getestet wird und die Schwelle lediglich grob klassifiziert wird.

Schwellenstrategie

Diese Strategie verwendet die Treppenmethode. Die Reize werden in Stufen verändert. Bei positiver Antwort des Patienten (Knopf gedrückt, Wahrnehmung) wird der Reiz um 1 Stufe schwächer gemacht (in der Grafik nach oben), bei negativer Antwort um 1 Stufe stärker (in der Grafik nach unten). Bei Wechsel der Antwort wechselt dadurch auch die Richtung der Treppe. Die Treppe pendelt sich um die Schwelle ein.

Details

Die Grafik zeigt als y-Achse die Reizschwierigkeit, oben sind schwierige, d.h. schwache Reize. Diese Orientierung entspricht der perimetrischen Dezibel-Skala, die umgekehrt zur Helligkeit des Reizes verläuft.

In einer Treppe gibt es scheinbar widersprüchliche Antworten, d.h. ein Patient drückt bei gleicher Helligkeit mal den Knopf, mal drückt er nicht. Denn die Schwelle ist ein Übergangsbereich, in dem die Wahrnehmung zufällig ist. Die Häufigkeit nimmt in der Grafik nach unten (hellerer Reiz) zu. Die "wahre" Schwelle ist definiert als die Reizhelligkeit, bei der 50% der Reize gesehen werden.

Die Stufenhöhe (auch Schrittweite genannt) wird nach jedem Antwortwechsel halbiert, was in dieser Grafik nicht gezeigt wird. Durch die Verkleinerung der Stufen erhöht sich die Genauigkeit.

Schwellenstrategie

So sieht dann ein Ergebnis aus

Schwellenwert-Zahlen  Grauton

Überschwellige Strategie (Klassen-Strategie)

Diese Strategie beginnt mit einem Reiz, der heller als die alterseentsprechende normale Schwelle ist. Damit liegt die Reizstärke über der Norm (in der Grafik ist das wegen der umgedrehten Dezibelskala unterhalb der Normlinie). Wenn dieser Testreiz gesehen wird, dann ist das Ergebnis für diesen Messort "normal" und die Testung ist beendet. Deswegen ist diese Strategie bei normalem Gesichtsfeld ziemlich schnell.

Wenn der Reiz nicht gesehen wird, geht es je nach Variante der überschwelligen Strategie unterschiedlich weiter. Sehr verbreitet ist die 3-Klassen-Strategie. Dabei wird jetzt der Reiz ein zweites Mal gezeigt. Wenn er gesehen wird, ist das Ergebnis "normal". Wenn er nicht gesehen wird, dann wird ein Reiz mit 0 dB (maximale Helligkeit) gezeigt, um zwischen Relativdefekt und Absolutdefekt zu unterscheiden. Es gibt also 3 Ergebnisklassen, getestet wird auf 2 Niveaus. In den Geräten heisst es dann 3-Zonen-Test, 3-Klassen-Test oder 2-Niveau-Test.

überschwellige Strategie

So sieht dann ein Ergebnis aus

Ergebnis 3-Klassen